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Pressemitteilung

Schüler lernen, mit Tod und Trauer umzugehen


Schüler lernen, mit Tod und Trauer umzugehen

Schon zum zweiten Mal ist es dem Ambulanten Hospizdienst Laubach gelungen, für dieses Projekt zu begeistern. Diesmal die Waldorfschule Wetterau in Bad Nauheim. So starteten Ende Juni die Ehrenamtlichen mit dem bundesweiten Projekt „Hospiz macht Schule“ und besuchten die Kinder der vierten Klasse, im Alter von zehn bis elf Jahren.

Das Projektteam – Christa Just, Heide Lewinski, Katrin Fehr, Lars Pollmächer, Katharina Hoffmann sowie neu im Team, frisch nach der Schulung, Susanne Jung - nahm sich eine Woche Zeit für die Schüler.

In verständnisvollen und einfühlsamen Gesprächen brachten sie den Schülern die sensiblen Themen rund um Krankheit, Sterben, Tod, Trauer und Trost näher. Die Mädchen und Jungs wurden schon zu Beginn in fünf Gruppen aufgeteilt, so dass es leichter war, auf die Schüler einzugehen und sie behutsam durch die Themen begleiten zu können.

„In erster Linie wollen wir das scheinbar schwere Thema enttabuisieren und wieder in die Gesellschaft bringen“ – sagte Katharina Hoffmann, Koordinatorin des Hospizdienstes. „Und die Kinder gehören ganz klar auch dazu. Und weil sie immer ein Recht auf die Wahrheit haben, werden sie nicht nur mit dem Thema liebevoll vertraut gemacht, sondern erfahren dabei, dass Tod und Sterben ein Teil des Lebenskreislaufs sind. Sie lernen dadurch und durch eigene Verlusterfahrungen und Trauer, wie sie in der Zukunft mit Krisen, die das Leben mit sich bringt, umgehen können.“

Mit dem Projekt möchte die Hospizbewegung Berührungsängste abbauen, Kindern und Erwachsenen Orientierung, Halt und Sicherheit im Umgang mit Tod und Trauer geben.

Mitgebracht wurden fünf bunte Kisten - für jeden Tag und für jedes Thema eine andere, jeweils mit anderen Materialien gefüllt. Geschichten, Bilderbücher, Filme, Fantasiereisen und Musik unterstützten die Ehrenamtlichen, den Schülern die sensiblen Themen einfühlsam und kindgerecht näherzubringen. „Gesellschaftlich fällt es uns schwer, über Themen wie Krankheit und Tod zu sprechen. Doch gerade Kindern Ausdrucksmöglichkeiten anzubieten, wie sie auch mit schweren Themen umgehen können und sie in ihrer Trauer nicht allein zu lassen, hat mich für das Hospizprojekt motiviert“, erläutert Mathias Burka, Klassenlehrer der Klasse 4a.

Die fünf Tage der Projektwoche waren klar strukturiert und gestaltet. Der Beginn und Abschluss des Tages fand immer gemeinsam in einem Stuhlkreis mit Dialog und einem Lied statt. Der erste Tag befasste sich mit dem Thema „Werden und Vergehen – Wandlungserfahrungen“. Die Kinder beschrifteten in Kleingruppen weiße Wolken mit glücklichen und dunkle mit traurigen Erlebnissen. Das Projektteam sprach mit der Klasse über Zairas Himmelsreise und über die Entstehung des Schmetterlings. Viele Kinder erzählten von ihren ersten Verlusterfahrungen. Manche haben schon Abschiednehmen müssen, z. B. von Oma oder Opa oder aber von einem Haustier.

Am zweiten Tag beschäftigte sich die Klasse mit „Krankheit und Leid“ Hier sprachen sie gemeinsam über Krankheiten und die Schüler stellten diese pantomimisch dar. Das fanden vorwiegend Jungs toll, die sich nacheinander auf den Boden stürzten, um alle möglichen Stürze und viele Unfälle zu präsentieren. Zudem erhielten sie in der „Arztsprechstunde“ die Gelegenheit dazu, alle Fragen an die Kinderärztin Anna Löffelmann zu stellen, die sie schon immer beantwortet haben wollten, wie z.B.: wie funktioniert das Herz? Was bedeutet Diabetes? Aber auch, ob eine Tafel Milka Schokolade so manche Krankheiten heilen würde? Beim Thema „Sterben und Tod“ entstanden eindrückliche Bilder der Kinder, die zeigen, dass sie bereits jetzt schon eine klare Vorstellung davon haben, wie sie sich das Leben danach vorstellen. Viele glauben, sie kommen in den Himmel, andere wiederum kehren in anderer Lebensform, als Vogel oder Schmetterling auf die Erde zurück.

„Erstaunt war ich, mit welcher Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit die Kinder offen über das Sterben sprechen und dabei würde- und respektvoll bleiben konnten. Für die Kinder ist der Tod kein absolutes Ende. Sie haben fantasievolle eigenen Ideen, was nach dem Sterben passiert“, fasst Mathias Burka den Projekttag zusammen.

Ein besonderer Moment an diesem Tag war auch der Besuch eines Bestatters in der Schule. Und weil der Tod eine existenzielle Lebenserfahrung ist, wollten die Kinder über ihn sprechen. Offen und neugierig stellten sie ihre Wissensfragen und erzählten dann von ihren eigenen Erlebnissen, die sie tief bewegten. Ebenso haben sie erfahren, was Abschiednehmen bedeutet, was es mit dem Leichenschmaus auf sich hat und das es sehr schmerzhaft sein kann, sich mit dem Tod eines nahestehenden Menschen abzufinden. Der im Schulhof aufgestellte Sarg war nicht nur für die Klasse sehr interessant, sondern auch für ältere Schüler sowie für so manche Lehrer, die neugierig vorbeischauten. Vor allem deshalb, weil Freiwillige im Sarg „Probeliegen“ konnten.

Beim Thema „Traurig sein“ stellten die Kinder ihre Emotionen mit Fingerfarben dar und pflanzten in bunten Töpfen Bohnen als Sinnbild für ein neues Leben. Sie erfuhren auch, dass es helfen kann, mit anderen über ihre Gefühle zu sprechen - und dass Weinen ausdrücklich erlaubt ist.

Und am letzten Projekttag mit dem Thema „Trost und Trösten“ nahmen sich zahlreiche Eltern und Geschwisterkinder Zeit, um ein gemeinsames Abschlussfest zu feiern. Nachdem die Kinder vorher noch ihre Trostbriefe geschrieben und die Blätter für die Bohnenranke beschrifteten, stellten sie ihren Familien die Ergebnisse ihrer Projektwoche vor. Insgesamt erlebte das Projektteam eine spannende, kreative, intensive und trotz der Ernsthaftigkeit des Themas eine freudvolle Woche, mit zahlreichen besonderen und wunderbaren Momenten, die unvergessen bleiben.

 

Nähere Informationen zum Projekt gibt es im Internet: www.hospizmachtschule.de

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